Interview
mit Dr. Heiner Thalmann, Facharzt für
Allgemeinmedizin, Neheim
In der
Werbung sind immer öfters frei verkäufliche Medikamente gegen Schlafstörungen
zu finden. Reicht das „Schäfchenzählen“ nicht mehr? Schlafen wir weniger?
Informationen und Tipps dazu gibt nachstehend der Fachmann.
Frage: Die Anhäufung der
Werbung für frei verkäufliche Mittel gegen Schlafstörungen fällt auf. Ist
wirklich eine Steigerung dieses Problems feststellbar?
Dr.
Thalmann:
Es kommen tatsächlich viele Patienten mit Schlafstörungen zu mir. Manchen fehlt
vielleicht die Gelassenheit, im Bett ruhig zu entspannen und setzten sich unter
Druck. Wenn Sie tagsüber nicht besonders müde sind liegt gar keine
Schlafstörung vor. Das heißt also: keine Tagesmüdigkeit – keine Schlafstörung,
auch wenn es manchmal schwer ist, die Nacht rumzukriegen.
Frage: Wieviel Schlaf
benötigen wir überhaupt? Sind die Anteile bei Frauen und Männern gleich und
spielt das Alter oder die Arbeitsbelastung eine Rolle?
Dr.
Thalmann: Das
hängt stark vom Alter ab. Kleinkinder schlafen auch schon mal 18 Stunden pro
Tag, Ältere brauchen oft nur vier bis sechs Stunden. Nach meiner Erfahrung
schlafen Männer grundsätzlich tiefer und länger als Frauen. Wenn man tagsüber
und beim Fernsehen schon etliche Minuten geschlafen hat, wird die nächtliche
Schlafdauer noch kürzer. Besser ist es, körperlich aktiv zu sein und spazieren
zu gehen.
Frage: Was ist von den
Mondphasen zu halten? Hat der Vollmond tatsächlich Auswirkungen auf unseren
Schlaf?
Dr. Thalmann: Es gibt tatsächlich
wissenschaftliche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Schlafstruktur und
Mondphasen nachweisen.
Frage: Welche Möglichkeiten
kann der Schlafgestörte nutzen, um einen erholsamen Schlaf zu finden? Gibt es
über das „Schäfchenzählen“ hinaus, weitere natürliche Möglichkeiten ausgeruht
aufzuwachen?
Dr.
Thalmann: Schafe
zählen ist gut, manche gehen auch das Alphabet durch und stellen sich bei jedem
Buchstaben ein passendes Tier vor. Oder hören Sie doch jeden Abend die gleiche,
angenehme Musik (Kofferradios mit CD-Player sind nicht teuer). Wie wäre es mit
nächtlichem Puzzles oder Rätseln?
Drehen Sie den Wecker um! Ihr Apotheker kennt
sicher viele natürliche Heilmittel: Tees oder Tabletten mit Baldrian, Melisse,
Hopfen, Passionsblume, Lavendel und Johanniskraut können helfen. Ganz wichtig:
Gehen Sie nicht ins Bett, um zu schlafen, sondern genießen Sie Entspannung,
Wärme und körperliche Ruhe, die Sie nach einem Tag voller Belastungen verdient
haben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die
Fragen stellte Wolfgang Rochna
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen