Von Dr. Udo Arnoldi, ev. Parrer der ev. Kirchengemeinde Neheim
Diese
mir vom seniorTrainer Wolfgang Rochna vorgegebene Frage will ich gerne als
Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Neheim beantworten.
Wenn
ich auf die Zahlen blicke, lautet die Antwort: Ja. Denn die Anzahl der über
70-Jährigen hat sich in unserer Gemeinde in 33 Jahren verdreifacht (1979: 300;
2012: 897). Das sind inzwischen rund 20 statt 7 % der Gemeindeglieder. Diese
Entwicklung hält an. Denn die durchschnittliche Lebenserwartung steigt.
Inzwischen haben wir schon 55 über 90-jährige Gemeindeglieder.
Wenn
ich in die Heilige Schrift schaue, lautet die Antwort: Nein. Denn die Zukunft
der Gemeinde, ja der ganzen Kirche ist Jesus Christus. Seine Wiederkunft
erwarten wir. Ihm ziehen wir entgegen.
Ja, mit ihm sind wir verbunden, wie der Apostel Paulus lehrt: Hier
ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht
Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. (Gal 3,28)
Diese
geglaubte Einheit in Vielfalt hat unsere Gemeinde in ihrer Konzeption
festgehalten: In der Gemeinde spiegeln die unterschiedlichen Menschen Gottes
Ebenbild wider, seien es Junge oder Alte, Männer oder Frauen, Kranke oder
Gesunde, Reiche oder Arme, Fröhliche oder Traurige, Arbeitende oder Arbeitslose,
Einheimische oder Zugereiste. Und so versucht die Gemeinde, ihren Glauben
entsprechend ihrer Konzeption umzusetzen. Das heißt auf die alten Menschen
bezogen:
Ja,
ihr gehört zu unserer Gemeinde. Ihr seid eingeladen, zu kommen, an unserer
Gemeinschaft mit Jesus Christus teilzuhaben und, wenn ihr wollt, euch mit eurer
ganzen Lebenserfahrung und euren Gaben einzubringen.
Diese
Einladung wird von vielen alten Menschen angenommen. Sie kommen in die
Gottesdienste und in die Gruppen wie den Seniorenkreis, die Frauenhilfe, den
Handarbeitskreis. Sie kommen zu Festen und Konzerten. Sie kommen zu
Veranstaltungen, die extra für sie angeboten werden, z.B. die
Seniorenadventsfeier und den Seniorenausflug. Und sie kommen auch gerne zu
Veranstaltungen, an denen junge und alte Gemeindeglieder teilnehmen: zum
Gottesdienst für Groß und Klein, zur Taufe, Konfirmation und Trauung ihrer
Enkelkinder. Einige sind sogar bereit, sich bis ins hohe Alter zu engagieren.
Mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gemeinde sind über 70
Jahre alt. Ich kann mit voller Überzeugung sagen: Die alten Menschen sind
nicht erst die Zukunft, sie gehören zur Gegenwart der Gemeinde.
Das
gilt auch für die alten Menschen, die Not leiden. Manche erhoffen sich von der
Gemeinde Unterstützung. Einige leiden unter materieller Not. Ihnen wird mit dem
im Klingelbeutel gespendeten Geld geholfen. Andere leiden unter körperlicher
und seelischer Not. In einem Besuchsdienst gratulieren ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allen 70- und über 75-jährigen Jubilaren zum
Geburtstag. Alle besonderen Angebote für Senioren wollen den Menschen im Alter
Gelegenheiten zur christlichen Gemeinschaft bieten: der Seniorenkreis, der sich
einmal im Monat trifft; der Seniorenausflug, der im Sommer ein attraktives Ziel
mit dem Bus ansteuert; die Seniorenadventsfeier, in der die Geburt Jesu Christi
erinnert und seine Wiederkunft erwartet wird; auch das Hausabendmahl, das mit
alten Menschen gefeiert wird, die nicht mehr in die Kirche kommen können. So
sucht die Gemeinde zu leben, was sie sich in ihrer Konzeption vorgenommen hat: Gottes
Geist treibt die Gemeinde dazu, Gemeinschaft zu werden. Das heißt: Die
Gemeindeglieder leben in Kontakt miteinander, generations- und
gruppenübergreifend. Sie fühlen sich füreinander verantwortlich. Sie beten mit-
und füreinander. Sie setzen sich füreinander ein. Sie teilen miteinander: ihren
Glauben, ihre Zweifel, ihre Fähigkeiten, ihre materiellen Mittel, ihre
Verantwortung, Freude und Leid. Sie freuen sich an dieser Gemeinschaft. Sie
heißen Menschen, die neu dazukommen, willkommen.
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