Dienstag, 8. Oktober 2013

Selbstmedikation: …fragen Sie ihren Apotheker

Intensive Beratung ist unerlässlich

Als Selbstmedikation wird eine Behandlung von Erkrankungen oder Krankheitsymptomen durch Medikamente bezeichnet, ohne dass immer vorab mit einem Arzt Rücksprache gehalten wurde. Besonders häufig ist diese Form der Medikation bei so genannten „Alltagsbeschwerden“, wie etwa Kopfschmerzen, Durchfall, Allergien und Erkältungsbeschwerden. Die eingeschränkten Leistungen der Krankenkassen unterstützen den Weg zum Apotheker. Eine gute Apothekenberatung ist daher umso wichtiger. Apotheker Klaus Humpe, Arnsberg-Neheim stellte sich den folgenden Fragen.

Frage: Die Häufung der Werbung für rezeptfreie Medikamente in den Medien müsste sich doch bemerkbar machen. Hat diese Form der Selbstbehandlung zugenommen?
Humpe: Eindeutig „ Ja“  Die gesetzlichen Krankenkassen haben ja schon vor längerer Zeit
alle nichtverschreibungspflichtigen Arzneimittel aus ihrer Erstattung gestrichen. Das bedeutet alle Patienten über 12 Jahre bekommen von ihrem Arzt ein sog. „ Grünes Rezept“
und müssen dies selbst bezahlen wenn es sich um Bagatellerkrankungen handelt.
Frage: Die Beratungsgespräche finden derzeit „öffentlich“ statt. Nicht jeder Patient möchte das. Wie kann man diskret mit den Themen umgehen?
Humpe: Die neue Apothekenbetriebsordnung schreibt seit Neuestem vor, dass auch in Apotheken  „ Diskretions-bereiche“ eingerichtet werden, etwa wie bei den Banken,  um eine ungestörte Beratung gewährleisten zu können. Ebenso wird ein „Sitzberatungsplatz“ für ältere oder behinderte Patienten verlangt und ein behindertengerechter Zugang.
Frage: Gibt es schon Apotheken, in denen die neuen gesetzlichen Vorschriften praktiziert werden?
Humpe: In einigen Apotheken sind diese Vorgaben schon ansatzweise baulich umgesetzt worden. Wir selber haben durch eine umfassende Renovierung unserer Apotheke in den letzten Wochen alles Erforderliche realisiert.
Frage: Gibt es unterschiedliche Einschätzungen von Patientengruppen zur Selbstmedikation?
Humpe: Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt, denn viele chronisch Kranke (Diabetiker, Herz-Blutdruckpatienten) müssen bei ihrer Selbstmedikation darauf achten, dass die freiverkäuflichen Arzneimittel auch zu ihrer Dauermedikation passen. Daher ist es wichtig in der Apotheke die Dauerarzneimittel dem beratenden Apotheker bzw. PTA  mitzuteilen, wenn es um die Behandlung von Erkältungserkrankungen, Allergien, Schmerzmittel usw. geht.
Bei seltenen schwierigen Fragestellungen muss auf jeden Fall mit dem Haus- oder Facharzt Rücksprache gehalten werden.
Frage: Gibt es Bereiche in denen sich der Patient zurück halten und unbedingt den Arzt aufsuchen sollte?
Humpe: Bei schweren Gesundheitsstörungen, wie stark erhöhtem Blutdruck, Herzbeschwerden, massiven Rücken-problemen und bei allen unklaren Krankheitssymptomen sollte auf jeden Fall der Arzt aufgesucht werden.
Danke für das Interview.
Die Fragen stellte Wolfgang Rochna

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