Intensive
Beratung ist unerlässlich
Als Selbstmedikation
wird eine Behandlung von Erkrankungen oder Krankheitsymptomen durch Medikamente
bezeichnet, ohne dass immer vorab
mit einem Arzt Rücksprache gehalten wurde. Besonders häufig ist diese Form der
Medikation bei so genannten „Alltagsbeschwerden“, wie etwa Kopfschmerzen,
Durchfall, Allergien und Erkältungsbeschwerden. Die eingeschränkten Leistungen
der Krankenkassen unterstützen den Weg zum Apotheker. Eine gute
Apothekenberatung ist daher umso wichtiger. Apotheker Klaus Humpe,
Arnsberg-Neheim stellte sich den folgenden Fragen.
Frage: Die Häufung der
Werbung für rezeptfreie Medikamente in den Medien müsste sich doch bemerkbar
machen. Hat diese Form der Selbstbehandlung zugenommen?
Humpe: Eindeutig „ Ja“ Die gesetzlichen Krankenkassen haben ja schon
vor längerer Zeit
alle
nichtverschreibungspflichtigen Arzneimittel aus ihrer Erstattung gestrichen.
Das bedeutet alle Patienten über 12 Jahre bekommen von ihrem Arzt ein sog. „
Grünes Rezept“
und
müssen dies selbst bezahlen wenn es sich um Bagatellerkrankungen handelt.
Frage: Die
Beratungsgespräche finden derzeit „öffentlich“ statt. Nicht jeder Patient
möchte das. Wie kann man diskret mit den Themen umgehen?
Humpe: Die neue
Apothekenbetriebsordnung schreibt seit Neuestem vor, dass auch in
Apotheken „ Diskretions-bereiche“
eingerichtet werden, etwa wie bei den Banken, um eine ungestörte
Beratung gewährleisten zu können. Ebenso wird ein „Sitzberatungsplatz“ für ältere
oder behinderte Patienten verlangt und ein behindertengerechter Zugang.
Frage: Gibt es schon
Apotheken, in denen die neuen gesetzlichen Vorschriften praktiziert werden?
Humpe: In einigen Apotheken
sind diese Vorgaben schon ansatzweise baulich umgesetzt worden. Wir selber
haben durch eine umfassende Renovierung unserer Apotheke in den letzten Wochen
alles Erforderliche realisiert.
Frage: Gibt es
unterschiedliche Einschätzungen von Patientengruppen zur Selbstmedikation?
Humpe: Das ist ein wichtiger
Gesichtspunkt, denn viele chronisch Kranke (Diabetiker, Herz-Blutdruckpatienten)
müssen bei ihrer Selbstmedikation darauf achten, dass die freiverkäuflichen
Arzneimittel auch zu ihrer Dauermedikation passen. Daher ist es wichtig in der
Apotheke die Dauerarzneimittel dem beratenden Apotheker bzw. PTA mitzuteilen, wenn es um die Behandlung von Erkältungserkrankungen,
Allergien, Schmerzmittel usw. geht.
Bei
seltenen schwierigen Fragestellungen muss auf jeden Fall mit dem Haus- oder
Facharzt Rücksprache gehalten werden.
Frage: Gibt es Bereiche in
denen sich der Patient zurück halten und unbedingt den Arzt aufsuchen sollte?
Humpe: Bei schweren
Gesundheitsstörungen, wie stark erhöhtem Blutdruck, Herzbeschwerden, massiven Rücken-problemen und bei allen unklaren Krankheitssymptomen sollte auf jeden
Fall der Arzt aufgesucht werden.
Danke
für das Interview.
Die
Fragen stellte Wolfgang Rochna
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