Dr.
med. Ulrich Born, Ltd. Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Arnsberg
berichtet über die Defibrillator-Therapie
Im Kampf gegen den plötzlichen Herztod
ist der Defibrillator (Defi) die stärkste Waffe - sei es als externer Defi im
Rettungswagen und auf der Intensivstation;
installiert in Flughäfen, Sportstadien, Parkhäusern, Banken oder großen
Firmen (Laien-Defi) oder aber insbesondere als implantierbarer Defi für die
Menschen, die von einem plötzlichen Herztod bedroht sind.
Diesem fallen in Deutschland jährlich etwa 180.000 Menschen zum Opfer.
Insbesondere schnelle Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen aus der Herzkammer
(ventrikuläre Tachycardie) als auch das gefürchtete Kammerflimmern sind
oft für den plötzlichen Herztod
verantwortlich. Bei Tachycardien kann das Herz nicht mehr geordnet effektiv
arbeiten; es wird zu wenig Blut durch den Kreislauf gepumpt - Schwindel,
Benommenheit und Luftnot sind die Folgen. Das Kammerflimmern führt unbehandelt
zum Herz-Kreislauf-Stillstand mit rascher Bewusstlosigkeit und sicherem Tod
nach 5 bis 10 Minuten. Der Defibrillator beendet das Kammerflimmern; er
"entflimmert" durch Abgabe
eines Elektroschocks. Der implantierbare Defi besteht aus einem Impulsgenerator
in einem Titan-Gehäuse sowie ein bis drei Elektroden; er wird prinzipiell wie
ein Schrittmacher eingesetzt. Über eine Vene unterhalb des Schlüsselbeins
werden die Elektroden ins Herz vorgebracht und mit dem Defi-Aggregat
verschraubt; dieses wird unterhalb des Brustmuskels fixiert und die Wunde wird
mit resorbierbarem Nahtmaterial verschlossen. Der etwa einstündige Eingriff
erfolgt in leichter Allgemeinnarkose. Ein Defi erfüllt folgende Funktionen: Er
überwacht den Herzrhythmus permanent und kann somit lebensbedrohliche schnelle
Herzrhythmusstörungen erkennen und unmittelbar behandeln: Herzrasen durch schonende Überstimulation
unter Abgabe einzelner schneller Impulse; Kammerflimmern wird durch die Abgabe
eines Elektroschocks mit einer Energie bis zu 42 Joule beendet; kurz
schmerzhaft aber lebensrettend. Wer benötigt nun solch einen Defi: Patienten, die lebensbedrohliche Rhythmusstörungen
wie Kammerflimmern oder Kammertachycardien überlebt haben oder bei denen nach
erlittenem Herzinfarkt wiederholt schnelle Rhythmusstörungen aufgetreten sind
erhalten einen Defi (Sekundärprävention). Zum andern profitieren Patienten von
einem Defi, bei denen aufgrund einer schweren Herzerkrankung in der Zukunft mit
dem Auftreten der o.g. schnellen lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen zu
rechnen sein wird. (Primärprävention).
Lebensretter für Patienten mit
lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen Jeder Defi verfügt auch über
eine Herzschrittmacherfunktion, die bei langsamen Herzrhythmusstörungen zum
Einsatz kommt. Bei Patienten mit Störungen der Erregungsleitung und Linksschenkelblock
sowie einer Herzschwäche kann der Defi die Herzleistung durch Stimulation des
Herzens über drei Sonden verbessern (Resynchronisationstherapie) und
gleichzeitig aktiv bei bedrohlichen schnellen Rhythmusstörungen eingreifen. Jeder Defibrillator hat auch eine Herzschrittmacherfunktion
Der
erste Defi wurde in den USA im Jahre 1980 implantiert; in Deutschland 1984. Im
Klinikum Arnsberg werden jährlich mehr als 60 Defibrillatoren routinemäßig implantiert - einschließlich
Resynchronisationstherapie- in bewährter
Kooperation zwischen chirurgischer und kardiologischer Klinik. Die Nachsorge
erfolgt in dreimonatigen Abständen ambulant in der Klinik oder beim
niedergelassenen Kardiologen. Bei diesen
Kontrolluntersuchungen werden die Speicher der Defis abgefragt, Episoden und
Therapien schneller Herzrhythmusstörungen erkannt und es erfolgt jeweils eine
aktuelle Programmierung auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten. Kontrolluntersuchungen sind wichtige
Nachsorge Auch
können die Ursachen selten auftretender inadäquater Schockabgaben erkannt und
behoben werden. Ein Defi und die integrierte Batterie haben eine Lebensdauer
von 5 bis 10 Jahren. Wird die Batterie schwach erfolgt ein Gerätewechsel. Der
Patient erhält dann ein neues Gerät der neuesten Generation. Defi-Patienten
müssen starke elektromagnetische Störfelder meiden und dürfen nicht zur
Kernspin-Tomographie (MRT), können aber sonst ein fast ganz normales Leben
führen - sie haben den Lebensretter "an Bord".
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