Sonntag, 7. September 2014

Führen alle Wege zum Ziel?


Von Wolfgang Rochna
Als Besatzung nach dem 2. Weltkrieg waren die Engländer hier vor Ort. Das heutige Neheimer Binnerfeld, parallel zur Goethestraße (damals Poststraße)  in Richtung Autobahn wurde als Wohnbereich benutzt. Engländer sind sportlich, sagen sie. So auch die, die hier angesiedelt waren. Eines Tages war ein Radrennen angesagt. Die Radrenner aus Richtung Hüsten kommend, sollten unmittelbar nach dem Passieren der damaligen Holzbrücke am Bahnhof nach links in die Lange Wende einbiegen, um zum Ziel in der Goethestraße zu kommen. Um das zu kennzeichnen, hatten die englischen Organisatoren die veränderte Richtung mit Pfeilen aus Sägemehl auf der Straße markiert. Das zu ändern war ein Reiz, dem die Jugend die auf der unteren Langen Wende wohnte, zu der auch der Schreiber dieser Zeilen gehörte,  nicht widerstehen konnte.                              Sägemehl aus der Zimmerei Beringhoff gab die Richtung an
Am Abend vor dem Rennen, haben wir uns neues Sägemehl besorgt. Die vorhandenen Richtungspfeile wurden weggefegt und durch viele neue ersetzt. Diese zeigten dann jedoch nicht nach links in die Lange Wende, sondern nach rechts in einen breiten Waldweg. Dieser Weg führte im Rücken des heutigen Rathauses, das damals noch nicht dort stand, zum Müggenberg. Mit Spannung haben wird anderntags auf das Rennen gewartet. Endlich war es soweit. Die ersten Begleitfahrzeuge fuhren, wie von uns erwartet und gewünscht, in den Waldweg. Das Feld der Radrenner ebenso. Irgendwann wurde von den Akteuren bemerkt, dass dieser Weg wohl nicht der richtige sei. Da die meisten Rennteilnehmer von auswärts kamen und keine Ortskenntnisse hatten, war die Verwirrung groß. Erst die MP (Militärpolizei), die vom Ziel aus kommend, nach den ausbleibenden Sportlern suchte, fand diese letztendlich im Wald. Im Konvoi wurden alle Rennteilnehmer anschließend zum Ziel in der Goethestraße geleitet.                                                 Die Militärpolizei suchte die vermissten Sportler
Unser Herz rutschte aber dann in die Hose, als englische Offiziere auf Pferden nach den Übeltätern des Streiches suchten. Irgendwie waren sie darauf gekommen, dass die „Verkehrslenkungs-Spezialisten" wohl im Bahnhofsbereich zu suchen seien. Unser Heimvorteil beim Verstecken und das Kennen der örtlichen Schlupflöcher rettete uns. Damit hatten wir dann den sportlichen Part übernommen, der eigentlich bei den Radrennern lag.

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