Sonntag, 5. Mai 2013

Wunderwerke der Medizintechnik = Herzschrittmacher


Dr. med. Ulrich Born, Ltd. Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Arnsberg berichtet über Herzschrittmacher-Therapie
Seit der weltweit ersten Herzschrittmacher-Implantation 1958 in Schweden hat sich die Herzschrittmacher-Therapie als oft lebensrettende Maßnahme in der Kardiologie etabliert und sich rasant weiterentwickelt.                                                                      
Allein in Deutschland tragen ca. 1 Million Menschen einen Herzschrittmacher, der dann implantiert werden muss, wenn das Herz zu langsam schlägt (meist unter 40-50 Schlägen/Min.). Eine zu geringe Herzfrequenz verursacht Symptome wie Schwindel, Ohnmachtsanfälle bis zur völligen Bewusstlosigkeit bei Herzstillstand als auch eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ursachen für eine zu geringe Herzfrequenz sind Störungen in der Elektrik unseres Herzens. Zum einen ein kranker Sinusknoten als Taktgeber des Herzens, zum anderen kann die Überleitung der elektrischen Impulse im Herzen blockiert sein. Auch wenn der Herzschlag unter körperlicher Belastung nicht ausreichend ansteigt, ist ein Schrittmachersystem erforderlich. Es wiegt weniger als 30 Gr., ist kleiner als eine Streichholzschachtel und stimuliert über im Herzen verankerte Elektroden den Herzmuskel immer dann, wenn die eigene Herzfrequenz zu niedrig ist. Der Herzschrittmacher garantiert somit immer eine ausreichende Herzschlagzahl, verhindert Pausen und kann über den Einsatz integrierter Sensoren sowohl die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung anheben als auch im Schlaf absenken.                         
Herzschrittmacher garantieren eine immer ausreichende Herzschlagzahl.                   
Die modernen Herzschrittmachersysteme sind multiprogrammierbar mit individueller Anpassung an die Erfordernisse und Bedürfnisse der Patienten. Die Programmierung und die halbjährlichen Nachkontrollen der Schrittmacher erfolgen völlig schmerzlos durch Auflage einer mobilen Programmiereinheit. Es werden u.a. die Herzfrequenz und der Herzfrequenzanstieg, Stimulationsamplitude im Bereich von 2 bis 4 Volt sowie die Überleitungsgeschwindigkeit programmiert und im Bedarfsfall auch verändert und angepasst. Zusätzlich können Herzrhythmusstörungen wie salvenartige Extraschläge im Speicher abgefragt und dokumentiert werden. In der etwa 15-minütigen Nachkontrolle bekommt der Arzt auch Auskunft über den Ladezustand der integrierten Lithium- Batterie mit einer Laufzeit von 5 – 9 Jahren. Geht die Batteriespannung langsam zur Neige, muss der Schrittmacher komplett ausgetauscht werden, da ein Wechsel der Batterie im komplett verschlossenen und sterilen Schrittmacheraggregat gar nicht möglich ist. Die im Herz verankerten Sonden müssen in der Regel nicht ausgetauscht werden. Der Schrittmacherwechsel kann auch ambulant und in Lokalanästhesie erfolgen.                         
Die Batterielaufzeit des Schrittmachers beträgt ca. 5 bis 9 Jahre.                                                                      
Die Erstimplantation erfolgt in der Regel in einer leichten Allgemeinnarkose und dauert meist weniger als 1 Stunde. Unterhalb des Schlüsselbeins wird eine Vene freigelegt über die dann eine  bis drei Sonden bis ins Herz vorgeschoben und dort verankert werden. Diese elektrischen Kabel werden dann am Schrittmacher festgeschraubt, der im Bereich des Brustmuskels unterhalb des Schlüsselbeins fixiert wird. Ein Ziehen der Wundfäden entfällt bei resorbierbarem Nahtmaterial. Mit einem Herzschrittmacher lässt sich ein nahezu komplett normales Leben führen. Das Fremdkörpergefühl verschwindet nach einigen Wochen, schließlich spürt der Patient weder den Schrittmacher noch die Stimulationen seines Herzens. Vorsicht ist geboten bei starken elektromagnetischen Störfeldern wie Elektroschweißen, starken Elektromotoren, magnetischen Matratzen und auch Kernspintomographie (MRT). Flugreisen sind problemlos möglich, wenn man sich nach Vorlage seines Schrittmacherausweises per Hand auf metallische Gegenstände untersuchen lässt. Haushaltsgeräte sind problemlos zu bedienen. Detaillierte Fragen beantwortet der behandelnde Kardiologe oder die Medizintechnik der Hersteller.                                            
Mit einem Herzschrittmacher lässt sich ein nahezu komplett normales Leben führen. 
Im Klinikum Arnsberg werden seit Anfang der siebziger Jahre Herzschrittmacher implantiert und nachgesorgt, aktuell mehr als 200 pro Jahr. Seit neuestem können im Klinikum Arnsberg auch neuartige Dreikammer-Schrittmachersysteme bei ausgeprägter Herzschwäche  und auch MRT-fähige Schrittmachersysteme eingebaut werden. Die Operationen erfolgen in bewährter enger Kooperation zwischen chirurgischer und kardiologischer Abteilung. Nach Implantation eines Herzschrittmachers ist die Angst vor drohender Bewusstlosigkeit einer gesteigerten Lebensqualität gewichen. Die Patienten stehen wieder mitten im Leben, können Sport treiben und brauchen auf der anderen Seite auch keine Angst zu haben, mit einem Schrittmacher keinen natürlichen Tod sterben zu können.

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