Sonntag, 2. Februar 2014

Defibrillatoren: Wunderwerke der Medizintechnik



Dr. med. Ulrich Born, Ltd. Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Klinikum Arnsberg berichtet über die Defibrillator-Therapie

Im Kampf gegen den plötzlichen Herztod ist der Defibrillator (Defi) die stärkste Waffe - sei es als externer Defi im Rettungswagen und auf der Intensivstation;  installiert in Flughäfen, Sportstadien, Parkhäusern, Banken oder großen Firmen (Laien-Defi) oder aber insbesondere als implantierbarer Defi für die Menschen, die von einem plötzlichen Herztod bedroht sind.                                                                                 Diesem fallen in Deutschland jährlich etwa 180.000 Menschen zum Opfer. Insbesondere schnelle Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen aus der Herzkammer (ventrikuläre Tachycardie) als auch das gefürchtete Kammerflimmern sind oft  für den plötzlichen Herztod verantwortlich. Bei Tachycardien kann das Herz nicht mehr geordnet effektiv arbeiten; es wird zu wenig Blut durch den Kreislauf gepumpt - Schwindel, Benommenheit und Luftnot sind die Folgen. Das Kammerflimmern führt unbehandelt zum Herz-Kreislauf-Stillstand mit rascher Bewusstlosigkeit und sicherem Tod nach 5 bis 10 Minuten. Der Defibrillator beendet das Kammerflimmern; er "entflimmert"  durch Abgabe eines Elektroschocks. Der implantierbare Defi besteht aus einem Impulsgenerator in einem Titan-Gehäuse sowie ein bis drei Elektroden; er wird prinzipiell wie ein Schrittmacher eingesetzt. Über eine Vene unterhalb des Schlüsselbeins werden die Elektroden ins Herz vorgebracht und mit dem Defi-Aggregat verschraubt; dieses wird unterhalb des Brustmuskels fixiert und die Wunde wird mit resorbierbarem Nahtmaterial verschlossen. Der etwa einstündige Eingriff erfolgt in leichter Allgemeinnarkose. Ein Defi erfüllt folgende Funktionen: Er überwacht den Herzrhythmus permanent und kann somit lebensbedrohliche schnelle Herzrhythmusstörungen erkennen und unmittelbar behandeln:  Herzrasen durch schonende Überstimulation unter Abgabe einzelner schneller Impulse; Kammerflimmern wird durch die Abgabe eines Elektroschocks mit einer Energie bis zu 42 Joule beendet; kurz schmerzhaft aber lebensrettend. Wer benötigt nun solch einen Defi:  Patienten, die lebensbedrohliche Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder Kammertachycardien überlebt haben oder bei denen nach erlittenem Herzinfarkt wiederholt schnelle Rhythmusstörungen aufgetreten sind erhalten einen Defi (Sekundärprävention). Zum andern profitieren Patienten von einem Defi, bei denen aufgrund einer schweren Herzerkrankung in der Zukunft mit dem Auftreten der o.g. schnellen lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen zu rechnen sein wird. (Primärprävention).                                                                                               Lebensretter für Patienten mit lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen                   Jeder Defi verfügt auch über eine Herzschrittmacherfunktion, die bei langsamen Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommt. Bei Patienten mit Störungen der Erregungsleitung und Linksschenkelblock sowie einer Herzschwäche kann der Defi die Herzleistung durch Stimulation des Herzens über drei Sonden verbessern (Resynchronisationstherapie) und gleichzeitig aktiv bei bedrohlichen schnellen Rhythmusstörungen eingreifen.                                                                                          Jeder Defibrillator hat auch eine Herzschrittmacherfunktion                                         Der erste Defi wurde in den USA im Jahre 1980 implantiert; in Deutschland 1984. Im Klinikum Arnsberg werden jährlich mehr als 60 Defibrillatoren routinemäßig  implantiert - einschließlich Resynchronisationstherapie-  in bewährter Kooperation zwischen chirurgischer und kardiologischer Klinik. Die Nachsorge erfolgt in dreimonatigen Abständen ambulant in der Klinik oder beim niedergelassenen Kardiologen.  Bei diesen Kontrolluntersuchungen werden die Speicher der Defis abgefragt, Episoden und Therapien schneller Herzrhythmusstörungen erkannt und es erfolgt jeweils eine aktuelle Programmierung auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten.               Kontrolluntersuchungen sind wichtige Nachsorge                                                      Auch können die Ursachen selten auftretender inadäquater Schockabgaben erkannt und behoben werden. Ein Defi und die integrierte Batterie haben eine Lebensdauer von 5 bis 10 Jahren. Wird die Batterie schwach erfolgt ein Gerätewechsel. Der Patient erhält dann ein neues Gerät der neuesten Generation. Defi-Patienten müssen starke elektromagnetische Störfelder meiden und dürfen nicht zur Kernspin-Tomographie (MRT), können aber sonst ein fast ganz normales Leben führen - sie haben den Lebensretter "an Bord".

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