Von
Wolfgang Rochna
In
den 50er Jahren war es in Neheim noch üblich, dass
Beerdigungen vom Trauerhaus zum Friedhof an der Möhnestraße durchgeführt
wurden. Den Transport des Sarges auf diesem letzten Weg übernahm der
Trauerwagen der Firma Beckschäfer. Diese Spedition hatte auf der unteren Langen
Wende, ca. schräg gegenüber dem heutigen Möbelhaus Wiethoff ihren Firmensitz.
Mit Garagen und einem Pferdestall. Der Trauerwagen, ein mit schwarzen Säulen
und schwarzem Dach mit Türmchen, sowie mit großen seitlichen Glasflächen versehener Kastenwagen,
wurde von zwei Rappen gezogen. Chauffiert wurde das
Ganze von Bernhard. Er hatte sicher einen Nachnamen, aber den haben wir nie kennen
gelernt. Üblichweise wurden bei Beerdigungen, also ab dem Trauerhaus bis hin
zur Grabstelle auf dem Möhnefriedhof, Kränze dem Trauerwagen voran getragen.
Wir Jugendlichen, die wir in dem Bereich der unteren Langen Wende wohnten,
wurden daher oft von der Firma Beckschäfer angesprochen gegen Bezahlung diese
Kränze zu tragen. Somit hatten wir eine kleine Zusatzeinnahme. Aber es war
schwer verdientes Geld. Denn für die 50 Pfennig, die es gab, egal wie lang der
Weg vom Trauerhaus zum Friedhof war, wurden wir von Bernhard von seinem
Kutschbock mit der Peitsche „gesteuert“. Gingen wir zu schnell, um schneller am
Ziel zu sein, knallte er laut und vernehmlich mit seiner Peitsche und rief uns
lauthals zur Ordnung. Gingen wir jedoch zu langsam, dass
wir den Pferden zu nahe kamen, gab es einen schmerzhaften Schlag mit der
Peitschenschnur auf den Rücken. Aber was
tat man nicht alles für 50 Pfennig. Anschließend wurden dann entweder bei
Scheiwen Pintsch an der Roten Schule oder bei Königs Büdecken auf der Langen
Wende Salmiakpastillen und/ oder
Nappos gekauft und genüsslich verzehrt. Die Moral von der Geschichte: Süßes
ließen die Schmerzen oft schnell vergessen.
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